Wie alles begann: kleiner Beistelltisch

Ich hatte mir vorgenommen, einen kleinen Beistelltisch (30 x 50 cm, 70 cm hoch) für eine Lücke zwischen Sofa und Fenster zu bauen, um in meiner Lieblings-Leseecke eine Stellfläche für eine Tischlampe zu schaffen. Das Tischchen sollte schlank und elegant aussehen, deshalb sollten sich die Beine nach unten verjüngen. Zunächst machte ich mich daran, mit meiner Oberfräse und einem Schaftfräser Buchenholz-Quadratleisten mit einem Querschnitt von 3 x 3 cm so zu bearbeiten, dass sich diese auf 2 x 2 cm verjüngen. Leider ging das schief. Wie ich bereits in meinem ersten Blogbeitrag beschrieben habe, riss mir das Holz mehrmals in Längsrichtung beim Fräsen. Dies war der Auslöser, der mich veranlasste, zur „stromlosen“ Arbeitsweise mit einem Putzhobel überzugehen.

Zunächst baute ich mir eine Vorrichtung, in die ich die Tischbeine so einlegen konnte, dass das zu entfernende Material über die Oberkante, auf der ich den Hobel entlangführen wollte, hinausstand. In Hobelrichtung liegt das Tischbein an einem Anschlag, so dass es vom Hobel nicht weggeschoben werden kann. Die Schräglage des Tischbeins erreichte ich durch Unterlegen von kleinen Holzklötzchen am unteren Ende des Tischbeins.

Den Hobel hatte ich extra für dieses Vorhaben neu gekauft. Da er mit scharfem Messer geliefert wurde, entfiel das Schleifen des Hobeleisens und es konnte direkt an die Einstellung gehen: Keil lösen, Doppeleisen entnehmen und die Stellung der Klappe kontrollieren: alles passte, die Vorderkante der Klappe saß vorschriftsmäßig ca. 1mm hinter der Schneide. Die Schraube saß ebenfalls fest. Ich habe dann das Eisen wieder eingesetzt und grob mit dem Keil befestigt. Durch Hammerschläge auf die Hinterkante des Eisens bzw. auf den Schlagknopf am hinteren Ende des Hobels habe ich den Schneidenüberstand über die Hobelsohle möglichst klein eingestellt, dabei auch darauf geachtet, dass das Eisen nicht schief sitzt. War ich mit der Einstellung zufrieden, habe ich den Keil mit einem sanften Hammerschlag festgeschlagen.

An einem Probeholz habe ich dann etwas geübt und auch verschiedene Schneidenüberstände ausprobiert:

  • wie verändert sich die Spandicke mit der Einstellung des Eisens?
  • wie unterscheidet sich das Hobeln mit der Faser und gegen die Faser?
  • wie wirkt es sich aus, wenn man den Hobel in einer Schrägstellung (um die vertikale Achse gedreht) über das Werkstück führt?

Allzulange habe ich mich aber nicht mit dem Probe-Holzstück auseinandergesetzt, sondern bin recht bald dazu übergegangen, meine Tischbeine zu bearbeiten. Nun, das Ergebnis ist bei weitem nicht perfekt geworden, aber insgesamt bin ich mit meinem Erstlingswerk durchaus zufrieden. Es ist nicht überall perfekt eben geworden, und an ein paar Stellen war das Holz so gewachsen, dass es sich nicht vermeiden ließ, auch einmal gegen die Faser zu arbeiten, so dass es zu kleineren Ausrissen kam.

Nach dem Hobeln habe ich mich an den Zuschnitt der Zargen gemacht und die gestemmte Zapfenverbindung angearbeitet. Nachdem ich mir die Lage der Zargenhölzer überlegt und angezeichnet hatte, riss ich mit dem Streichmaß – immer von der Außenseite und von der Oberkante aus – die Schlitze an, die zu sägen waren. Die Schulter der Zapfen riss ich auf der Sichtseite an und überwinkelte sie mit dem Tischlerwinkel auf die übrigen drei Seiten. Nun sägte ich zuerst die Schlitze ein und sägte dann das Abfallholz an der Schulter ab. Dafür verwendete ich meine neue Feinsäge. Um gerade zu sägen, hielt ich jeweils ein rechtwinkliges Holzklötzchen an den Riss, an dem ich dann die Säge führte. Am Ende wurden alle Zapfen im Winkel von 45° abgesägt, da sich jeweils zwei Zapfen im Innern der Tischbeine über Eck treffen.

Ab den Zapfen für das zweite oder dritte Tischbein bekam ich die Gelegenheit, für diese Arbeit eine Japansäge, eine sogenannte Ryoba, zu testen, die mir ein Arbeitskollege lieh. Im Unterschied zu europäischen Sägen arbeiten japanische Sägen auf Zug. Ohne mich hier weiter mit den Unterschieden im Detail aufhalten zu wollen, kann ich sagen, dass mir die Arbeit mit der Ryoba leichter von der Hand ging, so dass ich den größten Teil der Zapfen damit schnitt. Ich habe mir aber vorgenommen, bei Gelegenheit nochmal beide Sägen ausführlicher miteinander zu vergleichen.

Nach der Fertigstellung der beiden Zapfen für jeweils ein Tischbein ging es ans Stemmen der Zapfenlöcher. Zum Anzeichnen legte ich die Zargen mit den Zapfen an das Tischbein an und zeichnete die Ober- und Unterkante an. Die seitlichen  Begrenzungen der Löcher wurden mit dem Streichmaß angerissen. Nun stemmte ich mit einem 6mm-Stemmeisen die Zapfenlöcher, die in meinem Fall eine Breite von 8mm haben.

Jetzt kam die Stunde der Wahrheit, in der sich zeigte, wie gut die Teile zusammenpassten. Die zuerst erstellten Verbindungselemente waren leider noch etwas schief geraten, was aber durch etwas Spiel einigermaßen ausgeglichen wurde. Die weiteren Zapfen und Löcher gerieten mir von Mal zu Mal präziser.

Da ich einmal angefangen hatte, den Tisch mit „stromlosen“ Handwerkzeugen zu bauen, war für mich auch schnell klar, dass auch die Verleimung in traditioneller Art und Weise erfolgen sollte, also ohne modernen Weißleim. Inzwischen hatte ich mich im Internet eingehend über die Verarbeitung von Knochen- und Hautleim sowie über deren Vor- und Nachteile informiert. Um solchen Leim nicht gleich kaufen zu müssen, entschied ich mich mit einer Variante zu arbeiten, die in vielen Haushalten, so auch in meinem, vorrätig ist: Blattgelatine. Dabei handelt es sich, grob gesagt, um Knochenleim, der durch besondere Reinigung für den Verzehr geeignet ist.

Da Knochenleim (wie auch Gelatine) warm verarbeitet werden muss, ging ich folgendermaßen vor: Ich legte die Zargen bei 50°C in den Backofen, die Tischbeine legte ich mit ihrem oberen Ende auf einen warmen Heizkörper. Die Gelatine schnitt ich mit der Schere in kleine Stücke und weichte sie in einem kleinen Edelstahltopf in wenig kaltem Wasser ein – so, dass die Gelatine gerade mit Wasser bedeckt ist. (Bei der Zubereitung von Speisen weicht man Gelatine immer in kaltem Wasser ein. Warum eigentlich nicht gleich in warmem Wasser?) In einen größeren Topf füllte ich warmes Wasser (50-60°C, kontrolliert mit einem Bratenthermometer). Diesen verwendete ich dann als Wasserbad für das „Leimtöpfchen“. Unter Rühren löste sich die Gelatine nun auf, je wärmer sie im Wasserbad wurde. Sie hatte am Ende eine dickliche Konsistenz, irgendwo zwischen Öl und Honig. In der Zwischenzeit hatte ich auch Schraubzwingen und die vorgewärmten Teile bereitgelegt, damit das Verleimen möglichst schnell gehen konnte:

Mit einem Pinsel habe ich den Leim auf die Zapfen aufgetragen und in die Zapfenlöcher gestrichen, dann alles Stück für Stück gefügt und das Tischgestell auf dem Kopf stehend mit den Schraubzwingen gesichert. Mit einem warmen, nassen Lappen habe ich zum Schluß überschüssigen Leim abgewischt.

Nach zwei Stunden habe ich die Zwingen entfernt, aber die Verleimung noch nicht belastet. Erst am nächsten Tag schnitt ich mit der Ryoba das obere Ende der Tischbeine bündig mit der Zargen-Oberkante ab.

Ich bin mit der Verleimung sehr zufrieden. Jedenfalls habe ich an den Verleimungen gerüttelt und gezerrt, aber es hält alles ausgezeichnet.

(Fortsetzung folgt)

Bild unten: lose aufgelegte, auf Gehrung geschnittene Rechteckleisten als erste Idee für eine Tischplatte mit Glaseinsatz. Noch steht nicht fest, wie die Platte aussehen soll.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*