Werkstattnotizen (01) – Simshobel

In meiner neuen Rubrik „Werkstattnotizen“ will ich in lockerer Folge über Neuigkeiten aus meinem Werkkeller berichten. Dabei geht es um Themen, die sich nicht direkt meinen Tischlerprojekten zuordnen lassen. Beispielsweise will ich über meine Werkzeuge, meine Techniken und meine Erfahrungen berichten. In der Erstausgabe geht es um einen Neuzugang in meiner Werkstatt.

Am Wochenende war ich auf dem Flohmarkt. Dass es dort auch Werkzeug gibt, wusste ich von früheren Flohmarkt-Besuchen, allerdings standen alte Tischlerwerkzeuge bislang nicht in meinem Fokus. Heute wollte ich mich genau danach umsehen.

An einem Stand entdeckte ich genau das, was mir zur Fertigstellung meines im Bau befindlichen Beistelltisches noch fehlte: einen alten Simshobel. Für 7 Euro wechselte er in meinen Besitz und ist jetzt in meiner Werkstatt zuhause.

Simshobel

Es handelt sich um einen 30mm breiten Simshobel mit Klappe der Marke Ulmia. Den Gebrauchsspuren nach zu urteilen, war er intensiv oder lange im Einsatz, denn leider ist das Weißbuchenholz schon stark abgenutzt. Die Sohle ist leicht ballig, und die Seitenflächen sind bereits deutlich abgetragen, so dass das Eisen beiderseits entsprechend übersteht. Die Kanten der Sohle sind deutlich abgenutzt und nicht mehr scharfkantig. Das Eisen ist etwas angerostet, und der Keil saß ziemlich fest. Jetzt war ich natürlich gespannt, wie gut man mit diesem Hobel noch arbeiten kann. Der Neupreis eines vergleichbaren Simshobels liegt immerhin beim 10-fachen dessen, was ich investiert habe.

Ich zerlegte den Hobel erstmal in seine Bestandteile und schärfte das Eisen. Nach dem Zusammenbau und den nötigen Einstellarbeiten habe ich dann versucht, an einem Abfallholz aus Buche einen 5x5mm-Falz anzuhobeln. Diesen riss ich mit dem Streichmaß an und spannte das Brettchen dann gemeinsam mit einem Führungsholz ein. Wenn ich das Hobelmesser bündig zu derjenigen Seitenfläche einstellte, die an meinem Führungsbrettchen entlang fuhr, gelang es recht gut, einen Falz anzuhobeln – ganz akkurat wurde er nicht, aber ich bin zufrieden mit dem Ergebnis, denn meine Werkstücke müssen nicht perfekt sein. Man darf ihnen ruhig ansehen, dass sie nicht CNC-gefräst sind.

Ich habe keine Ahnung, ob man so einen Simshobel aufarbeiten könnte. Die Balligkeit der Sohle ließe sich sicher beheben. Die abgetragenen Seitenflächen zu reparieren, dürfte schon etwas aufwendiger sein. Seinen ersten richtigen Einsatz wird der Hobel haben, wenn ich an den Rahmen meines Beistelltisches einen Falz für eine eingelegte Glasscheibe anhobele.

Weitere Erwerbungen

Bei meinem Flohmarktbesuch entdeckte ich noch eine nützliche Kleinigkeit: Eine Reißnadel mit einem schicken Holzgriff. Für 1 Euro konnte ich sie erwerben.

Zur ebenso ästhetischen wie trockenen Aufbewahrung meines Knochenleims habe ich schließlich noch ein altes (oder auf alt gemachtes) Apothekerglas erstanden. Ich mag die Ausstrahlung, die von solchen Flaschen ausgeht – besonders von der geheimnisvollen lateinischen Beschriftung. Bereits vor ein paar Jahren hatte ich mir etliche solcher Stopfenflaschen zur Aufbewahrung meiner Küchengewürze besorgt. Durch die Brauntönung und den luftdichten Stopfen ist das Aroma der Gewürze optimal geschützt. Der Knochenleim dürfte zwar deutlich weniger empfindlich sein, aber ich finde, so ein Glas sieht einfach toll aus. Leider war die Flasche innen von einer dicken Kalkkruste überzogen. Nach halbwegs erfolgreicher Reinigung sieht sie jetzt aus wie auf dem Foto.

Wie alles begann: kleiner Beistelltisch

Ich hatte mir vorgenommen, einen kleinen Beistelltisch (30 x 50 cm, 70 cm hoch) für eine Lücke zwischen Sofa und Fenster zu bauen, um in meiner Lieblings-Leseecke eine Stellfläche für eine Tischlampe zu schaffen. Das Tischchen sollte schlank und elegant aussehen, deshalb sollten sich die Beine nach unten verjüngen. Zunächst machte ich mich daran, mit meiner Oberfräse und einem Schaftfräser Buchenholz-Quadratleisten mit einem Querschnitt von 3 x 3 cm so zu bearbeiten, dass sich diese auf 2 x 2 cm verjüngen. Leider ging das schief. Wie ich bereits in meinem ersten Blogbeitrag beschrieben habe, riss mir das Holz mehrmals in Längsrichtung beim Fräsen. Dies war der Auslöser, der mich veranlasste, zur „stromlosen“ Arbeitsweise mit einem Putzhobel überzugehen.

Zunächst baute ich mir eine Vorrichtung, in die ich die Tischbeine so einlegen konnte, dass das zu entfernende Material über die Oberkante, auf der ich den Hobel entlangführen wollte, hinausstand. In Hobelrichtung liegt das Tischbein an einem Anschlag, so dass es vom Hobel nicht weggeschoben werden kann. Die Schräglage des Tischbeins erreichte ich durch Unterlegen von kleinen Holzklötzchen am unteren Ende des Tischbeins.

Den Hobel hatte ich extra für dieses Vorhaben neu gekauft. Da er mit scharfem Messer geliefert wurde, entfiel das Schleifen des Hobeleisens und es konnte direkt an die Einstellung gehen: Keil lösen, Doppeleisen entnehmen und die Stellung der Klappe kontrollieren: alles passte, die Vorderkante der Klappe saß vorschriftsmäßig ca. 1mm hinter der Schneide. Die Schraube saß ebenfalls fest. Ich habe dann das Eisen wieder eingesetzt und grob mit dem Keil befestigt. Durch Hammerschläge auf die Hinterkante des Eisens bzw. auf den Schlagknopf am hinteren Ende des Hobels habe ich den Schneidenüberstand über die Hobelsohle möglichst klein eingestellt, dabei auch darauf geachtet, dass das Eisen nicht schief sitzt. War ich mit der Einstellung zufrieden, habe ich den Keil mit einem sanften Hammerschlag festgeschlagen.

An einem Probeholz habe ich dann etwas geübt und auch verschiedene Schneidenüberstände ausprobiert:

  • wie verändert sich die Spandicke mit der Einstellung des Eisens?
  • wie unterscheidet sich das Hobeln mit der Faser und gegen die Faser?
  • wie wirkt es sich aus, wenn man den Hobel in einer Schrägstellung (um die vertikale Achse gedreht) über das Werkstück führt?

Allzulange habe ich mich aber nicht mit dem Probe-Holzstück auseinandergesetzt, sondern bin recht bald dazu übergegangen, meine Tischbeine zu bearbeiten. Nun, das Ergebnis ist bei weitem nicht perfekt geworden, aber insgesamt bin ich mit meinem Erstlingswerk durchaus zufrieden. Es ist nicht überall perfekt eben geworden, und an ein paar Stellen war das Holz so gewachsen, dass es sich nicht vermeiden ließ, auch einmal gegen die Faser zu arbeiten, so dass es zu kleineren Ausrissen kam.

Nach dem Hobeln habe ich mich an den Zuschnitt der Zargen gemacht und die gestemmte Zapfenverbindung angearbeitet. Nachdem ich mir die Lage der Zargenhölzer überlegt und angezeichnet hatte, riss ich mit dem Streichmaß – immer von der Außenseite und von der Oberkante aus – die Schlitze an, die zu sägen waren. Die Schulter der Zapfen riss ich auf der Sichtseite an und überwinkelte sie mit dem Tischlerwinkel auf die übrigen drei Seiten. Nun sägte ich zuerst die Schlitze ein und sägte dann das Abfallholz an der Schulter ab. Dafür verwendete ich meine neue Feinsäge. Um gerade zu sägen, hielt ich jeweils ein rechtwinkliges Holzklötzchen an den Riss, an dem ich dann die Säge führte. Am Ende wurden alle Zapfen im Winkel von 45° abgesägt, da sich jeweils zwei Zapfen im Innern der Tischbeine über Eck treffen.

Ab den Zapfen für das zweite oder dritte Tischbein bekam ich die Gelegenheit, für diese Arbeit eine Japansäge, eine sogenannte Ryoba, zu testen, die mir ein Arbeitskollege lieh. Im Unterschied zu europäischen Sägen arbeiten japanische Sägen auf Zug. Ohne mich hier weiter mit den Unterschieden im Detail aufhalten zu wollen, kann ich sagen, dass mir die Arbeit mit der Ryoba leichter von der Hand ging, so dass ich den größten Teil der Zapfen damit schnitt. Ich habe mir aber vorgenommen, bei Gelegenheit nochmal beide Sägen ausführlicher miteinander zu vergleichen.

Nach der Fertigstellung der beiden Zapfen für jeweils ein Tischbein ging es ans Stemmen der Zapfenlöcher. Zum Anzeichnen legte ich die Zargen mit den Zapfen an das Tischbein an und zeichnete die Ober- und Unterkante an. Die seitlichen  Begrenzungen der Löcher wurden mit dem Streichmaß angerissen. Nun stemmte ich mit einem 6mm-Stemmeisen die Zapfenlöcher, die in meinem Fall eine Breite von 8mm haben.

Jetzt kam die Stunde der Wahrheit, in der sich zeigte, wie gut die Teile zusammenpassten. Die zuerst erstellten Verbindungselemente waren leider noch etwas schief geraten, was aber durch etwas Spiel einigermaßen ausgeglichen wurde. Die weiteren Zapfen und Löcher gerieten mir von Mal zu Mal präziser.

Da ich einmal angefangen hatte, den Tisch mit „stromlosen“ Handwerkzeugen zu bauen, war für mich auch schnell klar, dass auch die Verleimung in traditioneller Art und Weise erfolgen sollte, also ohne modernen Weißleim. Inzwischen hatte ich mich im Internet eingehend über die Verarbeitung von Knochen- und Hautleim sowie über deren Vor- und Nachteile informiert. Um solchen Leim nicht gleich kaufen zu müssen, entschied ich mich mit einer Variante zu arbeiten, die in vielen Haushalten, so auch in meinem, vorrätig ist: Blattgelatine. Dabei handelt es sich, grob gesagt, um Knochenleim, der durch besondere Reinigung für den Verzehr geeignet ist.

Da Knochenleim (wie auch Gelatine) warm verarbeitet werden muss, ging ich folgendermaßen vor: Ich legte die Zargen bei 50°C in den Backofen, die Tischbeine legte ich mit ihrem oberen Ende auf einen warmen Heizkörper. Die Gelatine schnitt ich mit der Schere in kleine Stücke und weichte sie in einem kleinen Edelstahltopf in wenig kaltem Wasser ein – so, dass die Gelatine gerade mit Wasser bedeckt ist. (Bei der Zubereitung von Speisen weicht man Gelatine immer in kaltem Wasser ein. Warum eigentlich nicht gleich in warmem Wasser?) In einen größeren Topf füllte ich warmes Wasser (50-60°C, kontrolliert mit einem Bratenthermometer). Diesen verwendete ich dann als Wasserbad für das „Leimtöpfchen“. Unter Rühren löste sich die Gelatine nun auf, je wärmer sie im Wasserbad wurde. Sie hatte am Ende eine dickliche Konsistenz, irgendwo zwischen Öl und Honig. In der Zwischenzeit hatte ich auch Schraubzwingen und die vorgewärmten Teile bereitgelegt, damit das Verleimen möglichst schnell gehen konnte:

Mit einem Pinsel habe ich den Leim auf die Zapfen aufgetragen und in die Zapfenlöcher gestrichen, dann alles Stück für Stück gefügt und das Tischgestell auf dem Kopf stehend mit den Schraubzwingen gesichert. Mit einem warmen, nassen Lappen habe ich zum Schluß überschüssigen Leim abgewischt.

Nach zwei Stunden habe ich die Zwingen entfernt, aber die Verleimung noch nicht belastet. Erst am nächsten Tag schnitt ich mit der Ryoba das obere Ende der Tischbeine bündig mit der Zargen-Oberkante ab.

Ich bin mit der Verleimung sehr zufrieden. Jedenfalls habe ich an den Verleimungen gerüttelt und gezerrt, aber es hält alles ausgezeichnet.

(Fortsetzung folgt)

Bild unten: lose aufgelegte, auf Gehrung geschnittene Rechteckleisten als erste Idee für eine Tischplatte mit Glaseinsatz. Noch steht nicht fest, wie die Platte aussehen soll.

Tischlern ohne Strom?

Tischlern ohne Strom? Was soll das denn? Wenn Sie sich diese Frage stellen, dann will ich hier berichten, wie es zu diesem Blog kam.

Schon immer interessiere ich mich für Holzbearbeitung. Seit dem Werkunterricht in der Schule habe ich immer mal wieder den einen oder anderen Gegenstand aus Holz hergestellt, soweit meine beschränkten Möglichkeiten – hinsichtlich vorhandener Werkzeuge und geeignetem Arbeitsplatz – das zuließen. Bisher habe ich dabei fast immer auf Material aus dem Baumarkt zurückgegriffen. Um es einfach zu machen, weil es schnell gehen sollte und weil ich es auch nicht besser wusste, habe ich Multiplex-Platten, stabverleimte Holzplatten und Kanthölzer verwendet, diese mit elektrischer Stichsäge, Schwingschleifer und Bohrmaschine bearbeitet und die Einzelteile dann mit Metallwinkeln, Schrauben und Weißleim miteinander verbunden. So entstanden Möbel, die zwar ihren Zweck mehr oder weniger erfüllten, aber doch sehr gebastelt aussahen.

Dann ergab sich durch einen Umzug die Möglichkeit, einen Kellerraum als Werkkeller zu nutzen, und diesen zunächst mit ausrangierten Küchen-Unterschränken zur Werkzeugaufbewahrung und einer 3 Meter langen Küchenarbeitsplatte als „Werkbank“ einzurichten. Um nun endlich in größerem Umfang werkeln zu können, habe ich mir auch gleich noch eine hochwertige Oberfräse samt Führungsschiene und zehnteiligem Fräsersatz zugelegt. Nun sollte es richtig losgehen!

Das erste kleine Projekt, ein Regal für meine vielen Gewürzgläser in der Küche, hat auch ganz gut geklappt. Mit der Fräse habe ich recht erfolgreich Nuten und Gehrungen an Buchen-Rechteckleisten aus dem Baumarkt angebracht. Etwas fummelig fand ich aber die viele Einstellerei an der Fräse: Frästiefe und Abstand vom Führungsanschlag waren jeweils zu berechnen und einzustellen. Wenn ich mich dabei vertan hatte, so machte sich dies erst nach dem Schnitt bemerkbar. Zu dumm, wenn die Fräsung dann zu tief geraten war!

Zwar war ich sehr angetan von der Präzision, die mit der Fräse möglich war, aber mich störten doch der Lärm (verstärkt durch den gleichzeitig laufenden Staubsauger zur Späneabsaugung) und die viele Einstellarbeit. Vollends frustriert war ich dann, als ich zur Herstellung von Tischbeinen Buchen-Quadratleisten von 30mm auf 20mm konisch zulaufend fräsen wollte. Obwohl ich alle Vorgaben hinsichtlich Drehzahl und Fräsrichtung beachtet hatte, riss mir das Holz mehrfach ein.

Das war für mich der Anlass, einmal über meine bisherige Arbeitsweise nachzudenken. Dabei stieß ich auch auf interessante Anregungen im Internet in Form von Blogs, Forenbeiträgen und Videos, die in mir den Wunsch aufkommen ließen, mehr von Hand zu arbeiten und mich an traditionellem Tischlerwissen zu orientieren. Ich begann mich dafür zu interessieren, wie Möbel früher angefertigt wurden, bevor durch die Industrialisierung verstärkt Maschinen zum Einsatz kamen und in Serie gefertigt wurde.

Ich besorgte mir Bücher über Biedermeier-Möbel (eine Stilrichtung, die mir durch ihre Schlichtheit außerordentlich gut gefällt) und über Holzbearbeitung. So lernte ich die alten Handwerkzeuge kennen, erfuhr einiges über traditionelle Holzverbindungsarten im Tischlerhandwerk, informierte mich über verschiedene Holzarten und ihre Eigenschaften.

Dann grub ich einen Holzhobel wieder aus, den ich mir einmal im Baumarkt gekauft hatte. Dieser war – wie ich heute weiß – extrem billig gemacht, und damals hatte ich ihn nach wenigen Hobelstößen enttäuscht in der Versenkung verschwinden lassen, weil ich nicht auf Anhieb damit zurecht kam. Jetzt, nachdem ich mich mit verschiedenen Handhobel-Typen und deren Einstellung und Anwendung in der Theorie vertraut gemacht hatte, nahm ich ihn wieder zur Hand, schärfte das Eisen nach allen Regeln der Kunst, die ich mir angelesen hatte, stellte die Hobeltiefe so gering ein, wie es mir gelang, und probierte es nochmal aus. Und sehe da: es gelang mir, eines meiner Tischbeine halbwegs in die gewünschte Form zu hobeln. Und es machte Spaß, den Hobel über das Holz zu führen, zu spüren, wie sich das Messer mit einem sanften „Ssssssst!“ durch das Holz schnitt und ein Span nach dem anderen sich aus dem Hobelkasten heraus kringelte.

Ich wusste inzwischen, wie sehr mein Billig-Hobel (von der Bauart her eine Art Schlichthobel) sich preislich und äußerlich von einem hochwertigen Markenhobel unterscheid, und nun wollte ich wissen, wie sich dieser Unterschied in der Handhabung anfühlt. Also bestellte ich mir einen Putzhobel (mit Doppeleisen und Weißbuchensohle). Mit diesem hobelte ich dann die restlichen Tischbeine – und war begeistert! Mit Hilfe einer selbst gebauten Vorrichtung gelang es mir, alle vier Tischbeine konisch zu hobeln. Dabei hinterließ das Hobelmesser eine wunderschön glatte Oberfläche. Nach und nach gelang es mir, das Messer so genau einzustellen, dass ich hauchdünne Späne abheben konnte.

Jetzt war mein Ehrgeiz geweckt, den kompletten Tisch in Handarbeit herzustellen. Ich kaufte mir also noch eine Feinsäge und ein Stemmeisen in der passenden Größe, um gestemmte Zapfen zur Verbindung der Zargen mit den Tischbeinen herstellen zu können. Davon, dass die erste Zapfenverbindung etwas schief wurde und ein wenig Spiel aufwies, ließ ich mich nicht gleich entmutigen. Und bei den weiteren sieben Verbindungsstellen klappte es von Mal zu Mal besser. Ich lernte aus eigener Erfahrung und aus Internet-Videos, worauf zu achten war und welche Tricks und Kniffe man anwenden kann.

Nun wollte ich auch nicht mehr mit Weißleim arbeiten, und so entschloss ich mich, die Teile meines Tischgestells nach alter Väter Sitte mit Knochenleim zu verbinden. Für den ersten Versuch nahm ich einfache Blattgelatine, die ich sowieso in der Küche hatte. Dabei handelt es sich um nichts anderes als besonders gereinigten, für den Verzehr geeigneten Knochenleim. Am Ende war ich beeindruckt, wie stabil die Verleimung geworden ist – kein Unterschied zu Weißleim, aber ohne Chemie und vollständig aus natürlichen Stoffen.

Der Tisch ist noch nicht fertig, es fehlt noch die Tischplatte. Aber bereits jetzt ist für mich klar, in welche Richtung mich mein weiterer Weg als Hobby-Tischler führen soll:

  • ich will ganz überwiegend nur mit traditionellen Handwerkzeugen arbeiten, wie sie bis zum Beginn des Industriezeitalters vor 200 Jahren in Gebrauch waren.
  • ich will nach und nach lernen, traditionelle Verbindungstechniken des Tischlerhandwerks einzusetzen: Zinken, Schwalbenschwänze, Zapfenverbindungen in ihren verschiedenen Ausführungen
  • ich möchte natürliche Materialien einsetzen, also Vollholz, Glutin- bzw. Kaseinleim, Öl, Wachs, vielleicht auch einmal Schellack

Um meinen Weg zu dokumentieren und um Gleichgesinnte zum Nachmachen und zum Erfahrungsaustausch anzuregen, habe ich heute diesen Blog ins Leben gerufen.

Sicherlich wird mir nicht alles gelingen, und ich werde bestimmt auch manchmal an meinen eigenen Ansprüchen scheitern. Auch davon will ich berichten. Ich bin kein Profi, und ich muss mit meiner Hobby-Tischlerei kein Geld verdienen. Deshalb kann ich es mir leisten, langsam zu arbeiten und den Weg das Ziel sein zu lassen.

Ich wünsche allen Besuchern meiner Seite viel Spaß beim Lesen und freue mich auf Anregungen und Erfahrungsaustausch.